Thema: Gesundheit für Alle  
Letzte Änderung: 9. Mai 2005
Harald Wozniewski, Karlsruhe


Entweder
gesund

Schriften von Prof. Dr. Max Otto Bruker

Ein Link aus Überzeugung

[Grafik] u.v.a.

Oder
krank

[Grafik]
30 Tage bei [Grafik]


[Grafik]Unser täglich Brot und der Fabrikzucker als Hauptursache für die modernen Zivilisationskrankheiten

Dr. med. M. O. Bruker


Krank aus Unwissenheit

Die täglichen Gespräche des Arztes mit Kranken und ihren Angehörigen zeigen, daß eine erschreckende Unkenntnis über die wahren Ursachen der Krankheiten besteht. Selbst Kranke, die schon Jahrzehnte an chronischen Störungen der Verdauungsorgane leiden, haben nicht die geringste Ahnung, daß es sich dabei um einen ernährungsbedingten Zivilisationsschaden handelt. Sie wissen oft nicht einmal, daß es überhaupt Krankheiten gibt, die durch Fehler in der Ernährung verursacht sind, geschweige denn, daß sie darüber aufgeklärt wären, daß sehr viele moderne Krankheiten ernährungsbedingte Zivilisationsschäden sind. Fehlendes Wissen und daraus entstehende falsche Vorstellungen sind die Quelle vieler Gesundheitsstörungen.


Keine Krankheit kommt von selbst

Jede Krankheit hat ihre Ursachen. Dieser Satz gilt auch für Krankheiten, deren Ursachen noch nicht bekannt sind. Die Voraussetzung einer erfolgreichen und sinnvollen Behandlung jeder Erkrankung ist aber die Kenntnis der Ursachen. Sonst besteht die Gefahr, daß die Behandlung in einer oberflächlichen Linderung der Beschwerden stecken bleibt. Noch wichtiger ist das Wissen um Ursachen für die Vorbeugung; denn nur derjenige, der die Ursachen der Zivilisationskrankheiten kennt, kann sie vermeiden.


Gefühle und Vorurteile ersetzen kein Wissen

Zum Verständnis aller Fragen, die etwas mit der Beziehung zwischen Krankheit und Ernährung zu tun haben, ist daher exaktes Wissen unerläßlich. In ganz besonderem Maße gilt dies für das Problem "Zucker", da dieser infolge seiner Zwitterstellung als Nahrungsmittel und zugleich Genußmittel in besonderer Weise die Gemüter bewegt. Denn Diskussionen um Genußmittel (Tabak, Alkohol, Kaffee) werden nur selten objektiv auf dem Boden exakten Wissens geführt. Private Meinungen, die auf gefühlsbetonten Einstellungen, Vorurteilen und mangelnder Fachkenntnis beruhen, werden gerade auf diesem Gebiet mit Leidenschaft verfochten.


Zucker soll krank machen?

Jeder Kranke ist erstaunt, wenn er z. B. hört, daß der Zucker Schuld an der Entstehung zahlreicher Krankheiten tragen soll. Sitzt doch noch jedem der alte Werbespruch der Zuckerindustrie in den Ohren: "Zucker sparen, grundverkehrt, der Körper braucht ihn, Zucker nährt", so daß ihm der Gedanke, Zucker könne gesundheitsschädlich sein, völlig abwegig erscheint. Und doch hat die Nahrungsforschung seit längerer Zeit einwandfreie Beweise erbracht, daß der Fabrikzucker ernste Gesundheitsschäden hervorrufen kann. Um verstehen zu können, auf welche Weise dies zustande kommt, ist es notwendig, kurz auf die herkömmliche Ernährungslehre einzugehen.


Alte Ernährungslehre

Viele Ansichten, die man heute bei uns über Ernährungsfragen zu hören bekommt, sind noch der Ausdruck der veralteten klassischen (orthodoxen) Ernährungslehre. Sie vertrat den Standpunkt, daß die Nahrung des Menschen ausreichend sei, wenn sie die drei Grundnährstoffe Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate jeweils in ausreichender Menge enthalte. Als Maßstab für die Menge wurde die Wärmeeinheit, die Kalorie, angesehen. Man errechnete demnach den Wert einer Kost nach ihrem Kaloriengehalt. Je mehr Kalorien ein Nahrungsmittel pro Gewichtseinheit enthielt, als umso wertvoller wurde es betrachtet. Die zwangsläufige Folge dieser Anschauung war, daß man bestrebt war, möglichst konzentriert, die Nährstoffe künstlich herzustellen. Alle Nahrungsbestandteile, die nicht aus einem der drei Grundnährstoffe Eiweiß, Fett oder Kohlenhydrate bestanden, wurden nicht nur als wertlos, sondern sogar als nachteiliger "Ballast" angesehen. Da außerdem bekannt war, daß alle Kohlenhydrate bei der Verdauung im menschlichen Körper in Zucker umgewandelt werden, erschien es ganz folgerichtig, möglichst viel Zucker zu essen, um dem Körper einen möglichst leicht verdaulichen und zugleich konzentrierten Nährstoff zuzuführen. Die Errichtung von Zuckerfabriken wurde von den Vertretern der alten Ernährungslehre daher als wichtiger Fortschritt angesehen, und die Reklame für reichlichen Verbrauch von Zucker stützte sich auf die damaligen Ansichten dieser Wissenschaftler.


Ein böser Irrtum

Eine radikale Wandlung in der Ernährungslehre trat mit der Entdeckung der Vitamine ein. Man erkannte, daß es ein böser Irrtum war anzunehmen, daß die drei Grundnährstoffe Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate ausreichen würden, um die Gesundheit zu erhalten.


Moderne Ernährungslehre

In den letzten Jahrzehnten wurden in den Lebensmitteln ständig neue Stoffe gefunden, die sich als unerläßlich für die Erhaltung der Gesundheit herausstellten; sie werden heute mit der Bezeichnung "Vitalstoffe" zusammengefaßt. Außer den Vitaminen im engeren Sinne versteht man darunter die Mineralstoffe, Spurenelemente, Fermente (Enzyme), die ungesättigten Fettsäuren, die Aromastoffe und die Faserstoffe (sog. Ballaststoffe).

Die neue Ernährungslehre besagt demnach, daß der Wert einer Nahrung nicht mehr allein an ihrem Gehalt an Nährstoffen, berechnet nach Kalorien, abgelesen werden kann, sondern daß er auch von dem Gehalt an Vitalstoffen abhängig ist. Die Gesundheit ist nur garantiert, wenn diese Vitalstoffe in einem ausgeglichenen richtigen Verhältnis zueinander vorhanden sind. In dieser Erkenntnis der neuen Ernährungslehre, die durch unzählige wissenschaftliche Versuche gesichert ist, liegt zugleich die Erklärung für die krankmachende Wirkung isolierter Nährstoffe, wie sie z. B. der Fabrikzucker und die Auszugsmehlprodukte darstellen.


Pflicht der Bekanntmachung

Nachdem die Wissenschaft die unumstößlichen Tatsachen erarbeitet hat, daß die Nährstoffe Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate, die mehr die statische Rolle der Kalorienspender spielen, zu ihrer Verarbeitung die dynamischen Substanzen und Systeme der Vitalstoffe nötig haben, müßten eigentlich aus diesen Erkenntnissen der neuen dynamischen Ernährungslehre mit Notwendigkeit die praktischen Schlußfolgerungen gezogen werden. Zunächst erwächst daraus für die Verantwortlichen die Pflicht, dieses Wissen unermüdlich in das Volk zu tragen, und kein Berufsstand ist dazu so berufen wie der des Lehrers.


Warum setzt sich das Richtige so langsam durch?

Max Planck sagt:
"Irrlehren der Wissenschaft brauchen 50 Jahre, bis sie durch neue Erkenntnisse abgelöst werden, weil nicht nur die alten Professoren, sondern auch deren Schüler aussterben müssen."

Der Nobelpreisträger Professor Virtanen kennzeichnet die Situation treffend mit folgenden Worten: "Falls wir uns nach der klassischen Ernährungslehre ernährt hätten, wären wir alle gestorben. Zum Glück hat sich keiner von uns so ernährt, sondern gebräuchliche vielfältige Nahrungsmittel zu den berechneten Kalorien genossen."

Die praktische Schlußfolgerung aus der neuen Ernährungslehre lautet: Bevorzugung naturbelassener Nahrung, welche die Versorgung mit allen Vitalstoffen garantiert, und Abwendung von den Industrienahrungsmitteln.


Die Totengräber der zivilisierten Menschheit

Betrachten wir die Verhältnisse im einzelnen, so zeigt sich, daß es nur zwei Nahrungsmittel sind, die von der Technik zu einem vitalstoffarmen bzw. -freien Nährstoff umgewandelt und zugleich im Riesenausmaß verzehrt werden. Die Auszugsmehle und der Fabrikzucker. Durch den Massenkonsum werden sie zu den Totengräbern der zivilisierten Menschheit. Alle anderen Nahrungsmittel, die ebenfalls in größeren Mengen genossen werden, wie Gemüse, Fleisch und Fleischprodukte, Kartoffeln, Milch und Milchprodukte, Obst und ähnliches werden nicht in einem solchen Grade von der Industrie verarbeitet. Es geschehen zwar auch bei diesen Nahrungsmitteln gewisse Eingriffe zur Konservierung und mechanischen Zerteilung (sogenannte "Teilnahrungsmittel" wie etwa Säfte), aber im Vergleich zu den beiden Massenkonsumartikeln des Auszugsmehls und des Fabrikzuckers spielen diese für die Entstehung ernährungsbedingter Zivilisationskrankheiten eine zweitrangige Rolle. Vor 100 Jahren aßen die Menschen vorwiegend die Naturprodukte, die der Bauer erzeugte. Heute aber hat sich zwischen den Bauern und den Verbraucher die Nahrungsmittelindustrie eingeschaltet.


Alle "isolierten" Zuckerweißer und brauner Zucker, Traubenzucker, Fruchtzucker usw. machen uns krank

Der in der Fabrik hergestellte Zucker ist das beste Modellbeispiel, an dem das Grundsätzliche aller Ernährungsprobleme in klassischer Form erläutert werden kann. Der Fabrik- und Industriezucker, also der Verbrauchszucker, den wir täglich benützen, ist Rohrzucker, der aus der Zuckerrübe oder dem Zuckerrohr durch chemische Verfahren gewonnen wird. Rohrzucker ist eine chemische Bezeichnung, unabhängig davon, ob er aus dem Zuckerrohr oder der Zuckerrübe gewonnen ist. Er hat die chemische Formel C12H22011 und wird im Körper beim Abbau in Fruchtzucker und Traubenzucker gespalten. Dabei besteht kein wesentlicher Unterschied zwischen braunem und weißem Zucker. Dieser Hinweis ist besonders wichtig, da in reformerischen Kreisen noch oft die alte Ansicht zu hören ist, daß der braune Zucker besser sei als der weiße. Selbstverständlich rechnet auch der chemisch industriell gewonnene Traubenzucker und Fruchtzucker zu der Gruppe der Fabrikzucker sowie andere Zuckerkonzentrate.


Lebensmittel ohne Leben sind Krankheitsmittel

Die Gefährlichkeit aller dieser isolierten Zuckerarten liegt allein schon darin, daß sie vollständig frei von Vitalstoffen (= Lebensstoffen) sind, was sonst bei keinem Nahrungsmittel der Fall ist.


Der Fabrikzucker als Vitamin-Räuber

Die weit größere Gefahr liegt aber noch in einem anderen Punkt, zu dessen Verständnis kurz auf wesentliche Vorgänge des Kohlenhydratstoffwechsels eingegangen werden muß. Rohrzucker und Traubenzucker werden im menschlichen und tierischen Organismus über verschiedene Zwischenstufen bis zu Kohlensäure und Wasser abgebaut. Diese Zwischenprodukte dienen im Zusammenwirken mit Zwischenprodukten des Fett- und Eiweißstoffwechsels zum Aufbau von wichtigen Körpersubstanzen. Für alle diese Reaktionen wird das Vitamin B1 benötigt. Daraus ergibt sich zwangsläufig, daß die Zufuhr von Vitamin B1 umso höher sein muß, je mehr vitalstoff-freier Fabrikzucker genossen wird. Der isolierte Zucker ist daher ein Vitamin-B1-Verbraucher ersten Ranges. Die große Gefährlichkeit des Fabrikzuckers liegt also nicht nur darin, daß er selbst frei ist von allen Vitalstoffen, also auch von Vitamin B1, sondern daß er ein Vitamin B1-Räuber ist. Die dadurch auftretende Gefahr könnte gebannt werden, wenn in der übrigen Nahrung genügend Vitamin B1 vorhanden wäre. Und hier zeigt sich nun die verhängnisvolle Rolle, die die Auszugsmehlprodukte, das Graubrot (in Süddeutschland Schwarzbrot genannt), das Weißbrot und die sogenannten Teigwaren im Zusammenhang mit dem Fabrikzucker spielen. Der Hauptlieferant von Vitamin B1 in unserer Nahrung ist nämlich der Getreidekeim. Der Bedarf des Menschen an Vitamin B1 kann daher nur gedeckt werden, wenn der Getreidekeim mitgenossen wird. Aber nur das Vollkornmehl enthält die vitalstoffhaltigen äußeren Schichten des Korns und den Keim.


Unser täglich Brot genauso krankmachend wie der Fabrikzucker

Im Bäckerbrot, genauso im sog. Landbrot, Bauernbrot, Holzofenbrot usw. und Weißbrot, die aus Auszugsmehlen hergestellt sind, ist daher nicht mehr genügend B1 enthalten. Auch das Auszugsmehl, das vorwiegend aus Stärke besteht, ist wie der Fabrikzucker ein konzentriertes Kohlenhydrat, es durchläuft beim Abbau auch die Zuckerstufe und benötigt deshalb ebenfalls Vitamin B1. Die Beseitigung des Getreidekeims bei der Herstellung des Auszugsmehls wurde zu einer Zeit gefordert, als die Vitamine noch nicht entdeckt waren und man von der Bedeutung der Vitalstoffe noch nichts wußte. Da der Getreidekeim ölhaltig ist, verdirbt das Vollkornmehl, bei dem der Keim mitgemahlen wird, durch Ranzigwerden in wenigen Wochen. Das Auszugsmehl jedoch ist durch die Entfernung des Keims haltbar, oder, anders ausgedrückt, eine tote Konserve geworden. Für die Vorratswirtschaft zur Versorgung der Großstädte und aus militärischen Gründen erschien nach der alten Ernährungslehre diese Mehlkonserve eine große Errungenschaft.


Die Geburtsstunde der ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten

Dieser technische Fortschritt, der die Möglichkeit zur fabrikatorischen Herstellung einer Mehlkonserve und des Nahrungskonzentrats Zucker schaffte, war aber zugleich die Geburtsstunde der ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten.

So kam es, daß die Nahrung aller zivilisierten Menschen durch einen dauernden Vitamin-B1-Mangel gekennzeichnet ist. Der Vitamin-B1-Gehalt der Nahrung breiter Volksmassen in Europa liegt bei etwa 0,8 mg pro Tag, während die Weltgesundheitsorganisation den täglichen Mindestbedarf auf 1,5 mg festgesetzt hat. Wenn dieser an und für sich schon gefährliche Mangelzustand noch durch den Genuß des Vitamin-B1-Räubers Fabrikzucker verstärkt wird, so kommt es zu den katastrophalen Verhältnissen, die heute die Kost des zivilisierten Menschen kennzeichnen und die Hauptursache für die ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten darstellen.


Vitamin-B1-Mangel kann jede Stoffwechselkrankheit erzeugen. Kettenreaktion von Störungen im gesamten Stoffwechsel

Schon allein die wissenschaftlichen Ergebnisse der Vitamin-B1-Forschung bringen einen unumstößlichen Beweis dafür, daß der Mangel an diesem Vitamin imstande ist, praktisch jede Stoffwechselkrankheit zu erzeugen, da ein gestörter Ablauf des Kohlenhydratstoffwechsels infolge der innigen Verflechtung mit dem Eiweiß- und Fettstoffwechsel eine Art Kettenreaktion von Störungen im gesamten Stoffwechsel hervorbringen muß.


Ernährungsbedingte Zivilisationskrankheiten

Es sollen nun die wichtigsten Zivilisationskrankheiten genannt werden, von denen sichere Nachweise darüber vorliegen, daß sie ernährungsbedingt sind.

1. Die drei großen Gebißkrankheiten

a) Zahnkaries (Zahnfäule), 98 % der zivilisierten Menschen sind von ihr befallen
b) Kiefermißbildungen und Zahnfehlstellungen (heute schon zu 70 % bei der Jugend verbreitet)
c) Die Parodontose (Zahnbettschwund), die zum Verlust von noch mehr Zähnen führt als die Zahnkaries.

Die wissenschaftliche Forschung läßt keinen Zweifel offen, daß es ohne Auszugsmehl und Fabrikzucker keine Zahnkaries gibt. Einen besonders eindrucksvollen Beweis liefert der Schweizer Zahnarzt Dr. Roos in seinem klassischen Buch "Kulturzerfall und Zahnverderbnis".
Ebenso überzeugend sind die in der ganzen Welt durchgeführten Forschungen des amerikanischen Zahnarztes Dr. Price, wie sie Albert von Haller in dem Buch "Gefährdete Menschheit" glänzend schildert.
Der katastrophale Gebißverfall ist zugleich der beste Gradmesser für das Ausmaß der Zivilisationsschäden der Völker und des Einzelnen. Daß die Süßigkeiten und das Feingebäck die Hauptursachen der Zahnfäule sind, ist schon lange bekannt. Die Mütter wußten dies schon immer. Hier spielen außer den geschilderten Vorgängen des Stoffwechsels auch die örtlichen Verhältnisse in der Mundhöhle eine wichtige Rolle. Besonders zerstörend wirken die klebrigen süßen Nahrungsmittel wie Kuchen und süße Gebäcke, die länger zwischen den Zähnen haften, und die konzentrierten Süßigkeiten in Form von Bonbons, Schokolade usw. Die stärkste zahnzerstöreriche Wirkung haben Pfefferminzbonbons, weil die Schädlichkeit des Zuckers durch das Pfefferminzöl noch wesentlich gesteigert wird. (Alle Pfefferminzbonbons, auch wenn sie nicht süß schmecken, enthalten Zucker! Alle die bekannten Husten-, Hals- und Rachenbonbons enthalten Pfefferminz und Zucker).

2. Die nächste Gruppe sind die Krankheiten der Verdauungsorgane, in erster Linie der Leber und der Gallenblase und die Störungen der Darmtätigkeit. Mindestens 80 % der Stuhlverstopfungen gehören hierher. Sie sind durch Richtigstellung der Nahrung innerhalb weniger Tage heilbar, ein einfacher Beweis dafür, daß die Darmträgheit zum größten Teil ernährungsbedingt ist. Diese Störungen sind ihrerseits wieder Wegbereiter von Stoffwechselkrankheiten. Jeder zweite leidet daran. Das häufigste Zeichen ist der vermehrte Fettansatz. Und gerade bei der Fettsucht zeigt sich, wie wenig aufgeklärt diese Kranken über die wahren Ursachen sind. Der verbreitete Spruch F.d.H. bestärkt den Dicken in der falschen Vorstellung, daß die Ursache der Fettsucht in zu üppigem und zu reichlichem oder gar in zu fettem Essen liege. In Wirklichkeit handelt es sich bei der Fettsucht um das Gegenteil, nämlich um eine echte Mangelkrankheit, bei der die Hauptursachen bei den Auszugsmehlen, dem Fabrikzucker und einer ungenügenden Zufuhr von Frischgemüsen und naturbelassenen Fetten liegen. Deshalb sind diese Erkrankungen nicht durch Nahrungseinschränkung, sondern nur durch Beseitigung der Ernährungsfehler zu heilen. Wer sich richtig ernährt, kann sich ohne Schaden satt essen. An keinem Beispiel ist dies so deutlich zu demonstrieren wie an der Fettsucht. An Tausenden von Kranken konnte ich dies in der Klinik unter Beweis stellen. (Ausführlicher darüber in Kleinschrift Nr. 2 "Schlankwerden ohne Hungerkur".)

3. Die dritte Gruppe sind die Herz- und Kreislaufkrankheiten. Sie stellen die meisten Todesfälle im mittleren Alter. Jeder dritte zivilisierte Mensch stirbt daran. Die lange Zeit bestehende Ansicht, daß die Arteriosklerose und der Herzinfarkt hauptsächlich ein Fettproblem seien, hat sich in dieser Einfachheit nicht bestätigt. Es liegen heute genug Beweise vor, daß die isolierten Kohlenhydrate, vor allem wieder die Auszugsmehle und der Fabrikzucker bei der Entstehung der Arteriosklerose und des Herzinfarkts eine wesentliche Rolle spielen. Der englische Forscher Prof. Yudkin hat auf den Zusammenhang zwischen Zuckergenuß und diesen Erkrankungen hingewiesen. (Ausführlicher darüber in Kleinschrift Nr. 3.)

4. Bei den Erkrankungen des Nervensystems spielt der Vitamin-B1-Mangel eine führende Rolle, da die Nervenzellen besonders viel von diesem Vitamin benötigen. Von hochinteressanten Zusammenhängen zwischen Zuckergenuß und Kinderlähmung berichtet Dr. Sandler in seinem Buch "Vollwerternährung verhütet Kinderlähmung und andere Viruserkrankungen", emu-Verlag, 5420 Lahnstein.

Ohne Fabrikzucker entsteht keine Kinderlähmung

Dr. Sandler konnte nachweisen, daß ohne Zuckergenuß keine Kinderlähmung entsteht. Fabrikzuckerfreie Ernährung bietet also eine sichere Garantie für Verhütung der Kinderlähmung. Ähnliches gilt auch für andere Virusinfektionen, die Virusgrippe und die Leberentzündung. Etwa ein Drittel aller Migränen sind ernährungsbedingt und verschwinden nach Zuckerentzug und gleichzeitiger Zulage von vitalstoffreicher Kost.

5. Schließlich gehören die Erkrankungen des Bewegungs- und Bindegewebsapparates, alle sogenannten rheumatischen Erkrankungen, Bandscheiben- und Wirbelsäulenschäden zu den ernährungsbedingten Zivilisationskrankheiten. Hier war es vor allem Professor Kollath, der in gründlichen Tierfütterungsversuchen sichere Beweise für diese Zusammenhänge gebracht hat. [)er japanische Forscher Prof. Katase hat in sorgfältigen Fütterungsversuchen an jungen Kaninchen gezeigt, daß der Fabrikzucker auch als Kalkräuber wirkt. Bei Zuckermengen, die nur einer Tagesmenge von 40-60 g für ein Kind von 20-30 kg Körpergewicht entsprachen, kam es zu schweren Veränderungen des ganzen Knochensystems.
Damit sind wohl auch die heute allgemein üblichen "Haltungsschäden" und die Neigung zu Knochenbrüchen erklärt.

Natürlich sind für das Zustandekommen der genannten Krankheiten auch noch andere Faktoren von Bedeutung. Der Einbruch der Technik in den Nahrungsmittelbereich hat es mit sich gebracht, daß zahlreiche Nahrungsmittel in konservierter und präparierter Form verzehrt werden und außerdem nachteilige Fremdstoff e enthalten. Wegen des Massenkonsums und der besonderen geschilderten Verhältnisse spielen aber der Fabrikzucker und die Auszugsmehle die wichtigste Rolle.


Fabrikzucker stört die Verträglichkeit von Vollwertnahrung

Schließlich bewirkt der Fabrikzucker bei Magen-, Darm- und Gallenkranken eine Unverträglichkeit von Frischkost und Vollkornbrot. Da aber gerade diese Kranken zur Genesung vitalstoffreiche Lebensmittel wie Frischkost und Vollkornbrot besonders benötigen, verhindert er indirekt die Durchführung einer Heilkost. Dabei spielt auch die Beeinträchtigung der Darmflora eine Rolle. So ist der Fabrikzucker nicht nur an der Entstehung dieser Zivilisationskrankheiten beteiligt, sondern verhindert auch ihre Heilung.


Die Verschleierung der Gefahr durch den Zeitfaktor

Das Heimtückische bei den ernährungsbedingten Zivilisationsschäden ist der Zeitfaktor. Zur Entstehung sind lange Zeiträume nötig. Die Fehler, die in der Jugend gemacht werden, zeigen sich erst nach Jahrzehnten. So kommt es, daß fälschlicherweise fast alle Zivilisationskrankheiten als "Verschleiß-, Abnützungs- oder Alterskrankheiten" bezeichnet und betrachtet werden, während die wahre Ursache, nämlich der jahrzehntelange Vitalstoffmangel nicht erkannt wird. Dazu kommt, daß der gesundheitliche Schaden durch den Genuß von reichlich Süßigkeiten um so tiefgreifender ist, je jünger der Mensch ist. Der im Aufbau befindliche Organismus reagiert verständlicherweise auf Vitalstoffmangel empfindlicher als der fertige Organismus des Erwachsenen. Damit erklärt sich, daß die Generation, die heute 80 Jahre alt ist, meist ein besseres Gebiß und einen besseren Gesundheitszustand hat, als die 20bis 30-jährigen, da jene in ihrer frühesten Jugend noch kein Graubrot und kaum Süßigkeiten genossen haben.


Man weiß genau, woher die modernen Krankheiten kommen

Die Ansicht, daß "man" immer noch nicht wisse, woher die modernen Krankheiten kämen, beruht also lediglich auf Unkenntnis wissenschaftlich erwiesener Tatsachen. Ihr weiteres Verschweigen wäre unverantwortlich.


Sie werden garantiert alle krank werden

Hier aber beginnt das Problem erst. Zahlreiche Fragen drängen sich auf. Die brennendste darunter ist: Warum geschieht nichts, das Volk aufzuklären? Am krassesten kommt die Problematik vielleicht in dem Titel eines aufrüttelnden und anklagenden Flugblattes zum Ausdruck, das vom gemeinnützigen Schutzdienst für Volksgesundheit herausgegeben wurde: "Mit welchem Recht zerstört man die Gesundheit der heranwachsenden Jugend?" Den Wissenden ergreift tiefe Trauer gerade darüber, daß die scheinbar noch blühende Jugend lediglich durch Unwissenheit mit garantierter Sicherheit verurteilt ist, früher oder später krank zu werden.

Rezept für Frischkornbrei

Er wird aus einer Mischung von Roggen und Weizen oder aus Weizen allein hergestellt. Es kann auch Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Hirse gemischt werden. Von dieser Mischung werden 3 Eßlöffel durch eine Kaffeemühle oder Getreidemühle grob geschrotet. Das Mahlen muß jedesmal frisch vor der Zubereitung vorgenommen werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Getreidemühle mit Mahlsteinen oder einem Stahlmahlwerk arbeitet.

Nicht auf Vorrat mahlen!

Das gemahlene Getreide wird mit ungekochtem, kaltem Leitungswasser zu einem Brei gerührt und mehrere Stunden (bis zu zwölf) stehengelassen.

Die Wassermenge wird so berechnet, daß nach der Quellung nichts weggegossen zu werden braucht. Nach etwa fünf bis zwölf Stunden wird dieser Brei genußfähig gemacht durch Zusatz von frischem Obst je nach Jahreszeit), Zitronensaft, 1 Teelöffel Honig (nur manchmal, regelmäßig Honig kann Karies erzeugen), 1 Eßlöffel Sahne, geriebenen Nüssen, nach Art des Bircher-Benner-Müslis.

Solange verfügbar, sollte man immer einen Apfel hineinreiben und sogleich untermischen. Der geriebene Apfel macht den Frischkornbrei besonders luftig und wohlschmeckend.

Statt dieser Zubereitung kann der Frischkornbrei auch mit Joghurt, Milch oder Sauermilch zubereitet werden. In diesem Fall müssen die anderen Zutaten wegbleiben, da die Kombination bei Darmempfindlichen Unverträglichkeit hervorrufen kann. Es ist ohne Belang, zu welcher Tageszeit dieser Brei genossen wird.



Was kann man tun, um den Vitamin-B1-Mangel zu beheben und gesund zu bleiben?

Das Wichtigste neben Vollkornprodukten und Zuckereinschränkung ist der tägliche Frischkornbrei. Da hier alle Vitalstoffe voll erhalten bleiben, während sie beim Backen verloren gehen, ist er noch wertvoller als Vollkornbrot.

Weitere Fragen

1. Womit soll man süßen?
Am häufigsten wird die Frage gestellt, womit man nun anstelle des Fabrikzuckers süßen soll und welche Mengen Fabrikzucker noch unschädlich sind. Am besten stellt man zunächst eine Gegenfrage: "Was wollen Sie noch süßen, wenn die Auszugsmehlprodukte sowieso einzuschränken sind"? Ein beträchtlicher Teil der Nahrungsmittel, die künstlich gesüßt werden, fällt damit weg. Die anderen Nahrungsmittel, denen gewöhnlich Fabrikzucker zugesetzt wird, z. B. Getränke und gekochtes Obst, können mit Honig gesüßt werden. Das Süßigkeitsbedürfnis soll wieder mehr, wie früher, mit natürlichen Früchten befriedigt werden. Es taucht auch immer wieder die ängstliche Frage auf, ob der Körper bei Weglassen des künstlichen Zuckers noch genügend Kohlenhydrate bekomme. Die Natur hat uns im Obst, in Vollkornprodukten, Kartoffeln, Wurzeln und Blattgemüsen eine Fülle von Kohlenhydraten geschenkt, womit vor der Entstehung der Nahrungsmittelindustrie die Menschen mit natürlichen Lebensmitteln ausreichend versorgt waren.

2. Warum keine Zucker-Ersatzstoffe?
Nach dem Dargestellten bleibt eigentlich kein Fall übrig, der die Anwendung von Zuckerersatzstoffen erforderlich machte. Der Nachteil der Süßstoffe liegt besonders darin, daß sie die Gewöhnung an die süße Geschmacksrichtung aufrecht erhalten.

3. Aber der Milchzucker ist doch wertvoll?
Auch der Milchzucker ist ein isoliertes Konzentrat und würde bei regelmäßigem Gebrauch genauso nachteilig wirken wie andere Zuckerarten. Deshalb darf man nicht einfach an die Stelle des gewöhnlichen Küchenzuckers den ebenfalls süßen Milchzucker setzen. Bei bestimmten Darmerkrankungen (Dysbakterie) kann er jedoch für kurze Zeit in geringen Mengen als "Medikament" verordnet werden.

4. Der Fruchtzucker, den die Diabetiker essen, kann doch nicht schädlich sein?
Grundsätzlich gilt für den Fruchtzucker dasselbe wie für jede andere Zuckerart, falls er in isolierter Form verwendet wird. Würde in der Bundesrepublik statt der drei Millionen Tonnen Rohrzucker dieselbe Menge Fruchtzucker verzehrt werden, wäre der Schaden nicht geringer. Es ist auch ein weitverbreiteter Irrtum, daß der Zuckerkranke ohne Nachteil unbegrenzt Fruchtzucker verwenden kann; selbst die Menge des fruchtzuckerhaltigen Obstes ist bei jedem Zuckerkranken gesondert festzulegen.

5. Traubenzucker ist kein Heilmittel
Da der gewöhnliche Zucker (Rohrzucker) bei der Verdauung im menschlichen Körper in Traubenzucker und Fruchtzucker aufgespalten wird, bringt der isolierte Traubenzucker grundsätzlich dieselben Schädigungen wie der Alltagszucker. In Wirklichkeit ist er aber doppelt so schädlich wie der gewöhnliche Zucker, da man wegen seiner geringen Süßkraft von ihm die doppelte Menge benötigt, um denselben Süßigkeitsgrad zu erzielen. Da die krankheitserzeugende Wirkung der isolierten Kohlenhydrate auch unter den Ärzten noch nicht genügend bekannt ist, verwundert es nicht, wenn im Krankheitsfall der Traubenzucker noch in so großem Ansehen steht. Denn ein Kranker kommt nie auf den Gedanken, daß gerade sein vermeintliches Heilmittel dasjenige ist, was den Heilungsprozeß unmöglich macht.

6. Honig und Trockenfrüchte
Honig und Trockenfrüchte sind zwar gesundheitlich wertvoll, sie können jedoch an den Zähnen durch die Zuckerkonzentration Karies hervorrufen, besonders wenn der Honig nicht gelöst, sondern in klebriger Form genossen wird, etwa als Honigbrot. Nach dem Verzehr muß man daher die Zähne putzen. Auch bei Leber-, Galle-, Magen-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkranken kann Honig Beschwerden hervorrufen. Trockenfrüchte sollte man nur eingeweicht essen und nur als Notbehelf, wenn frische Früchte nicht zur Verfügung stehen.

7. Zuckerkonzentrate
Für alle Zuckerkonzentrate gilt dasselbe wie für den isolierten Fabrikzucker. Dazu gehören Ahornsirup, Rübensirup, Birnendicksaft, Apfeldicksaft, Melasse, Sucanat, Vollrohrzucker-Präparate, Ur-Zucker, Ur-Süße, Maltodextrin u.a. Ihr Gehalt an Mineralstoffen rechtfertigt ihre Empfehlung nicht. Bei Empfindlichen treten durch den Verzehr dieselben Unverträglichkeiten auf wie beim Fabrikzucker.


Streng zwischen isoliertem Zucker und süßen Lebensmitteln unterscheiden

Eine scharfe Unterscheidung zwischen dem isolierten Konzentrat "Fabrikzucker" und dem Sammelbegriff "Kohlenhydrate" ist unerläßlich, um Mißverständnisse zu vermeiden. Es wird wohl auch kaum jemandem einfallen, den biologischen Wert einer Kartoffel mit der reinen Stärke, die aus der Kartoffel gewonnen werden kann, gleichzusetzen, obwohl beide zu den Kohlenhydraten gehören.


Die Gier auf Süßes verschwindet, sobald die übrige Nahrung vollwertig ist!

Es ist auch wichtig zu wissen, daß ein übermäßiges Süßigkeitsbedürfnis kein Beweis dafür ist, daß dem Menschen die Süßigkeiten fehlen; sondern das übermäßige Verlangen ist im Gegenteil ein Hinweis auf einen Mangel an Vitalstoffen. Die Gier auf Süßes verschwindet, sobald die übrige Nahrung vollwertig ist.


Gibt es ein "natürliches Verlangen nach Zucker?"

Wie streng nun die Einschränkung bzw. die Vermeidung des Fabrikzuckers gehandhabt wird, ist natürlich abhängig von dem mehr oder weniger großen Bestreben des Einzelnen, gesund zu bleiben oder zu werden. Am wichtigsten ist die Einschränkung für die Kinder, da der im Aufbau und Wachstum begriffene Körper mehr geschädigt wird als der fertige Organismus. Das Verlangen nach Süßem, das man besonders bei Kindern beobachten kann, wird sehr häufig falsch gedeutet. Man hört immer wieder, daß es ein natürliches Verlangen der Kinder nach Zucker gäbe, woraus dann der ebenso falsche Schluß gezogen wird, daß man den Kindern möglichst viel Süßes geben soll, weil der Körper es verlange. Hier liegt ein verhängnisvoller Irrtum vor. Die Gier nach Süßigkeiten ist bereits ein Symptom, daß dem Kind etwas fehlt; allerdings fehlt ihm nicht der Fabrikzucker, sondern andere Zusatzstoffe, vor allem Vitamin B1. Die Zuckergier der Kinder ist ein klassisches Zeichen des Vitalstoffmangels und dafür, daß bereits eine Abhängigkeit (Sucht) besteht.

Die Probe aufs Exempel ist leicht zu machen: Gibt man diesen Kindern süße Früchte anstelle der mit Fabrikzucker gesüßten Nahrungsmittel und versorgt man sie durch Vollkornprodukte (Frischkornbrei) anstelle von Grau- und Weißmehl und durch tägliche Beilage von Frischkost ausreichend mit Vitalstoffen, dann dauert es nur wenige Tage bis der ganze Spuk des "natürlichen Verlangens nach Zucker" verschwunden ist. Mit dem Weglassen des Fabrikzuckers kehrt auch der Appetit zurück, der bei diesen Kindern immer schlecht ist. Gerade diese Beobachtungen, die jeder leicht nachprüfen kann, zeigen, daß im Fabrikzucker nicht nur ein "Ernährungsproblem", sondern noch viel mehr ein psychologisches Problem steckt.


Echte Sucht

Daß es beim Fabrikzucker im Gegensatz z. B. zum Obst zu einem immer größeren Verlangen kommt, je mehr man davon ißt, stellt ihn auf dieselbe Stufe mit den anderen Genußmitteln Alkohol, Kaffee und Tabak. Wer in den Teufelskreis der Genußmittel kommt, ist in Gefahr, darin hängenzubleiben. So ist tatsächlich der Fabrikzucker imstande, echte Sucht wie die Genußmittel zu erzeugen, nicht zu verwechseln mit dem gewöhnlichen Verlangen nach dem gut schmeckenden Süßen. Eine echte Sucht entsteht nur bei chemischen Stoffen wie Nikotin, Alkohol, Morphium, Cocain usw., nie aber bei Nahrungsmitteln. Daß es bei dem Fabrikzucker aber zu echten Suchterscheinungen kommen kann, ist ein weiterer indirekter Beweis dafür, daß ein isolierter Zucker wie ein chemischer Stoff wirkt und sich in seiner physiologischen Wirkung von süßen Lebensmitteln grundsätzlich unterscheidet. Das unwiderstehliche Verlangen nach Süßem wird durch den Genuß von reinem Zucker nicht gestillt, sondern gesteigert. Die Eltern, die diese Erscheinungen nicht als Sucht erkennen, ziehen aus dem Verlangen nach Süßem den falschen Schluß, daß das Kind noch mehr Zucker nötig habe. Auf diese Weise entsteht der verhängnisvolle Teufelskreis, so daß man sagen kann, daß Fabrikzucker im Kindesalter wie "Gift" wirkt.


Das gefährlichste Genußmittel

Die offene und getarnte Reklame für alle Genußmittel ist der heimtückische Erzieher und Verzieher. Dabei ist es den meisten nicht bewußt, daß der Fabrikzucker ein vielleicht noch gefährlicheres Genußmittel als Alkohol und Tabak ist. Jedermann weiß, daß Alkohol und Tabak Genußmittel sind, und ihre Gefahren sind bekannt; vom Fabrikzucker fehlt dieses Wissen.


"Ersatzbefriedigung"

Bei manchem Erwachsenen spielt der Zucker die dem Psychologen wohl bekannte Rolle der "Ersatzbefriedigung". Unbefriedigt sein in manchen Lebensbereichen, in der Liebe oder auf dem Gebiet des Geltungs- und Besitzstrebens führt manchen dazu, daß er sich durch den leicht zu erreichenden Genuß von Süßem einen billigen Ausgleich verschafft. Wie der eine seine Enttäuschung und seinen Ärger im Leben durch Alkohol zu lindern sucht, und der andere behauptet, wenn er nicht mehr rauchen dürfe, so habe er nichts mehr vom Leben, so sucht der dritte den ebenso billigen wie fruchtlosen Ersatz im Kuchen.


Süßigkeiten in der Erziehung

Das Zuckerproblem beginnt als Erziehungsproblem in der Jugend und hat im Erwachsenenalter seine Bedeutung nicht verloren. Wenn Goethe sagt, wir könnten erzogene Kinder gebären, wenn wir erzogene Eltern hätten, so zeigt sich daran ganz deutlich, daß in der Genußsucht steckende Erwachsene wenig geeignet sind, Vorbilder für die Jugend zu sein. Denn die Süßigkeiten sind die Genußmittel der Kinder. Ihre Duldung legt den Grund für das spätere Verhalten anderen Genußmitteln gegenüber. Professor Wilhelm Brockhaus sagt in "Biologischer Unterricht in unserer Zeit": "Die bewußte Abschirmung von den überflutenden Einflüssen der technischen Zivilisation stellt sich heute als ein Maß für die erreichte Reife der Persönlichkeit dar. Eine solche 'Askese' wird somit zu einem ganz modernen Erziehungsziel."


Das dringendste Gebot

Es ist ganz selbstverständlich, daß eine völlige Verbannung des Fabrikzuckers aus den heutigen Lebensgewohnheiten kaum möglich ist. Ebenso sicher ist auch, daß geringe Mengen Zucker bei einer sonst vollwertigen Nahrung, die Vollkornprodukte, Frischgemüse, rohes Obst und naturbelassene Fette enthält, ohne Schaden ab und zu genossen werden können. Angesichts des Massenkonsums von Fabrikzucker, der sich in Westdeutschland auf drei Mill. Tonnen im Jahr beläuft, ist aber eine Aufklärung über die Gesundheitsschäden des Fabrikzuckers unerläßlich. In welchem Maße dann der einzelne aus den Erkenntnissen der modernen Ernährungswissenschaft für sich selbst Folgerungen zieht, wird jedem selbst überlassen bleiben. Mit Zwang und staatlicher Verordnung wird hier nichts zu erreichen sein. Das dringendste Gebot ist eine unermüdliche Aufklärung, die bei der Jugend beginnen und von wissenden und verantwortlichen Erwachsenen im Beispiel vorgelebt werden muß.

Oft wird der Einwand gemacht, daß Menschen von ihren lieben Gewohnheiten doch nicht lassen werden, auch wenn sie über die Schädlichkeit aufgeklärt sind. Die praktische Erfahrung zeigt aber, daß es doch eine große Zahl von Menschen gibt, die gerne gesund leben würden, wenn sie nur wüßten, wie sie es machen müssen. Schon diesen Menschen zuliebe ist eine Aufklärung über die Gesundheitsschäden durch Fabrikzucker ein Gebot der Stunde.

Für Kranke gilt dies natürlich in verstärktem Maße. Man könnte als grobe Regel aufstellen: Je kränker der Mensch ist, umso strenger ist die Vermeidung des Fabrikzuckers und immer zugleich auch der Auszugsmehle zu raten. Jedem Leber-, Gallen-, Magen-, Darm- und Bauchspeicheldrüsenkranken ist anfangs eine mehrwöchige strenge Enthaltung zu raten. Wieviel fabrikzuckerhaltige Speisen er später zu sich nehmen kann, richtet sich nach dem Grad seiner Empfindlichkeit und nach der Stärke seines Gesundungswillens. Für Menschen mit sogenanntem robusten Magen, die also alles vertragen können, bringt dieses fehlende Warnsystem andere Nachteile. Sie können scheinbar ungestraft lange Zeit große Mengen Fabrikzucker genießen, ohne zu merken, daß sich im Stillen ein Schaden an den Gefäßen als Arteriosklerose oder am Bindegewebe als Gelenkerkrankung vorbereitet.


Getarnte Reklame

Als Gegengewicht gegen die raffiniert aufgemachte Reklame für den Zucker, die in der Bevölkerung ständig Verwirrungen stiftet, muß diese Aufklärung laufend über lange Zeiträume immer wieder stattfinden. Das Wissen in Ernährungsfragen, das uns die moderne Ernährungswissenschaft vermittelt, muß so gründlich sein und so unermüdlich in die Völker getragen werden, daß jedermann imstande ist, Reklame als solche zu erkennen, auch wenn sie noch so verbrämt ist. Es gibt heute noch wenig Menschen, die wissen, daß die Sprüche: "Zucker sparen grundverkehrt, der Körper braucht ihn, Zucker nährt" und "Zucker zaubert, nimm deshalb mehr" Werbesprüche der Zuckerindustrie sind. Diese Werbung ist meist so gut getarnt, daß sie nicht als solche erkennbar ist. Sie tritt auch oft im Gewand von Ratschlägen für die Gesundheit auf. Es muß daher mit besonderem Nachdruck auf die ganz große Gefahr hingewiesen werden, die durch den Mißbrauch entsteht der mit der Ahnungslosigkeit und Unwissenheit der gesamten Bevölkerung in der Werbung getrieben wird. Der gesetzliche Schutz der Volksgesundheit steht hier leider noch aus.


Vorbilder

Verbot von Süßigkeiten bei Kindern ohne Aufklärung über die Gründe und ohne Vorbild durch die Erwachsenen wird wenig Erfolg bringen. Immerhin haben wir in diesem Bemühen schon gute Vorbilder: In Schweden haben die Behörden angeordnet, daß in einem bestimmten Umkreis von Schulen, Spiel- und Sportplätzen keine Kioske und ähnliche Verkaufsstände stehen dürfen. Auch aus der Schweiz wird gemeldet, daß Rektoren von Schulen den Süßwarenverkauf im Schulhaus verboten haben. Auch in der Bundesrepublik gibt es bereits Schulen, an denen der Verkauf von Süßigkeiten und die entsprechenden Automaten abgeschafft wurden.


Wirtschaftliche Interessen

Es darf nicht Wunder nehmen, daß die Nahrungsmittelindustrie, die auf den Fundamenten der herkömmlichen Ernährungsphysiologie aufgebaut ist, auch heute noch ihre hartnäckigste Verteidigerin ist. Ihre Interessen liegen auf wirtschaftlichem Gebiet und nicht auf gesundheitlichem. Daß auf dem Ernährungssektor wirtschaftliche und gesundheitliche Interessen sich sogar diametral entgegenstellen, erklärt es, weshalb auch der Staat einer Entscheidung in diesen Fragen ausweicht.

Immerhin kassiert der Staat jährlich ca. DM 120 Mill. Zuckersteuer, auf die er ungern verzichten will.


Mit besserem Wissen gewappnet

Wenn Sie nun morgen in der Tagespresse, in einer Illustrierten, im Rundfunk oder im Fernsehen genau das Gegenteil lesen oder hören, nämlich, daß Zucker zaubert oder ein hervorragender Energiespender und für die Erhaltung der Gesundheit besonders wichtig sei, so werden Sie nun, mit besserem Wissen gewappnet, hoffentlich erkennen, daß es sich hier entweder um Reklame handelt oder um überholte Ansichten aus der veralteten Ernährungslehre.

Helfen Sie alle mit, daß die neuen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Ernährungsforschung zum Wohle der Menschen eine rasche Verbreitung finden!

 

Ausführliche Literatur:
Dr. M. O. Bruker, Unsere Nahrung - unser Schicksal,
emu-Verlag, Lahnstein


 

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